Ein Interview mit Gründer Ralph Chromik zur Gründungsstory von scale up.
„Ich bin der fröhliche Funke, der Zuversicht schenkt und Veränderung möglich macht.“
Ralphs persönlicher Purpose, der ihn im Leben antreibt.
1. Wie haben du und Nikolai euch kennen gelernt?
Nikolai und ich haben uns über das EO Netzwerk (Entrepreneurs Organisation) kennengelernt. Ich bin Ende 2007 Mitglied des Forums 3 geworden. Bei einem Retreat am Chiemsee, wo Nikolai als neuer Teilnehmer dazu kam, haben wir uns dann kennengelernt.
2. Wie und wann seid ihr auf die Idee mit scale up gekommen?
Damals waren wir beide gefühlt noch Lichtjahre von der Gründung von scale up entfernt. Jeder von uns war noch mit seinem damaligen Unternehmen beschäftigt. Außer dem Forum 3 als Teil des EO Netzwerks gab es nicht viele Berührungspunkte. 2014 habe ich dann eine Ausbildung zum systemischen Coach und systemischen Organisationsentwickler in Wien begonnen. Damals war für mich klar, dass ich mich beruflich verändern möchte. Ich wusste, dass ich weg von diesem reinen IT Consulting und von den Konzernen muss. Ich wollte lieber etwas im Unternehmerkontext machen.
Nikolai hatte bereits 2010 das erste Buch von Verne Harnish „Mastering the Rockefeller Habits“ als Co-Autor herausgegeben. Irgendwann kam dann dieser Punkt bei mir, bei dem ich bemerkt habe, dass ich zwar viele Tools während meiner Ausbildung gelernt habe, ich aber nicht wusste, wie ich diese anderen Unternehmer:innen beibringen kann. Die Tools waren extrem akademisch und sehr schwer zugänglich. Da kam die Idee auf: Mit dem Buch „Scaling Up“ haben wir viele dieser Dinge in leicht zugänglicher Form.
Nikolai und ich wussten, dass wir einen einfachen Hebel brauchen: Es muss den Leuten Freude machen, leicht zugänglich sein und funktionieren. Und so sind wir 2015 darauf gekommen, dass wir unsere Kompetenzen zusammebringen können und haben damit scale up gegründet. Startschuss war dann die deutsche Übersetzung des zweiten Buches „Scaling Up“, das wir als Herausgeber publiziert haben.
2016 und 2017 haben wir in Berlin die ersten scale up Summits gemeinsam mit der Deutschen Bank veranstaltet, bei denen auch Verne Harnish als Speaker dabei war. Hier haben wir die ersten Gehversuche mit scale up gemacht.
So ist die Gründungsstory von scale up nach und nach entstanden. Wir wollten und wollen mit scale up unseren Beitrag zum Unternehmertum in Deutschland und Europa leisten. Wir lieben beide Europa und wollen, dass sich diese Region auch in der Zukunft gut entwickeln kann. Nicht zuletzt wegen unserer Kinder. Aus unseren eigenen negativen Erfahrungen, bei denen wir uns z.B. auf falsche Partner eingelassen und viel Geld verloren haben, haben wir uns gedacht, dass das auch besser gehen muss. Auch das war unser Antrieb für scale up.
Bei einem Vortrag von Verne Harnish haben wir seine persönliche Lebensgeschichte gehört, in der er den umgekehrten Weg „Vom Tellerwäsche zum Millionär“ gemacht hat. Die Insolvenz der Firma seines Vaters war der Antrieb für Verne, seine Bücher zu schreiben. Er wollte Unternehmer:innen mit Werkzeugen unter die Arme greifen und ihnen helfen, ihr Unternehmen besser zu führen, damit sowas wie eine Insolvenz erst gar nicht passiert.
Und so kam das eine zum anderen. Wir wussten, dass wir etwas brauchen, dass wir „ins Schaufenster stellen können“, um es sukzessive mit dem zu unterfüttern, was wir in der Tiefe können und wissen. Wir brauchten etwas, was in unserem Space schon Bekanntheit hat. Das englische Buch war auch schon draußen und wurde gelesen und Verne Harnisch war bereits bekannt. Das hat uns extrem geholfen.
Wir haben das Thema dann als Two-Men-Show direkt Fulltime angeschoben. Die ersten zwei Jahre sind wir durchs Land gereist und haben so die ersten Mandate gewonnen und unser Produkt entwickelt. Nach und nach haben wir daran gearbeitet, dass wir unser Angebot stärker standardisieren. Die ersten festen Coaches sind dann 2018 zu scale up dazu gekommen.
3. Gab es Hürden bei der Umsetzung?
Es gab diverse Hürden. Die größte Hürde war die Frage, wie wir für uns passende Kunden finden. Wir haben angefangen, über Xing Events zu veranstalten. Am Anfang war das Ganze viel „Trial and Error“. Wir waren zum Glück von Beginn an in der glücklichen Lage, dass wir mehr Mandate hatten, als wir betreuen konnten. Hier war die Hürde, dass wir zu dieser Zeit einfach unheimlich viel IM Unternehmen, statt AM Unternehmen gearbeitet haben. Dadurch haben wir uns bewusst erst einmal keine Zeit genommen, das Ganze strategisch richtig anzugehen.
4. Wurde die Idee von anderen (Familie/Freunden/Bekannten) positiv aufgenommen? Oder gab es auch negative Stimmen?
Die Idee wurde sehr positiv aufgenommen. Es gab ein paar kritische Stimmen, warum ich mein damals gut laufendes Geschäft abstoßen wollte, um etwas Neues zu beginnen. Ich habe allerdings gemerkt, dass ich auf meinen alten Job keine Lust mehr habe. Ich hatte auch keinen Antrieb, das weitere 20 Jahre zu machen.
Als es dann zu scale up kam, habe ich damals sehr viel Rückendeckung bekommen. Gerade von meiner Frau habe ich viel Support bekommen. Aber auch von meinem näheren Umfeld habe ich viel Verständnis bekommen, da sie gesehen haben, dass ich und Nikolai extrem gut harmonieren. Wir bringen unterschiedliche Stärken mit und gleichzeitig ein sehr starkes gemeinsames Fundament an Core Values.
5. Was war dein tollstes Erlebnis bisher bei scale up?
Da gab es viele! Ich erinnere mich immer noch gerne an den ersten scale up Summit in Berlin. Als er vorbei war, fiel dieses Glücksgefühl von uns runter und alle waren superglücklich. Das war für mich ein wirklich ganz persönlicher Glücksmoment in der Gründungsstory von scale up.
Ein anders Beispiel: Ich habe eine Zeit lang zwei Gründer begleitet. Direkt am Anfang habe ich bemerkt, dass sich beide nicht wirklich verstehen und eine gewisse Spannung vorherrscht. Ich habe sie mit meiner Vermutung konfrontiert und mit ihnen zwei Mediation-Sessions gemacht. Hier haben beide einen Modus gefunden, wie sie trotzdem gemeinsam das Unternehmen weiterführen können. Vor ein paar Jahren haben sie das Unternehmen erfolgreich verkauft. Einer von beiden hat mich danach angerufen und sich bei mir dafür bedankt, dass ich ihnen geholfen habe, in dieser schwierigen Situation eine Lösung zu finden, wie sie weitermachen können. Das war für mich auch wirklich ein schönes Erlebnis.
6. Was war dein größter „Fail“ bisher bei scale up?
Die größten Fails haben wir am Anfang mit der Auswahl der Coaches gemacht, mit denen wir wachsen wollten. Rückblickend wissen wir, was der Grund dafür war: Wir sind nicht unserer eigenen Philosophie gefolgt, sondern haben anhand anderer Core Values den Fit abgefragt, statt erst einmal die Core Values auf Herz und Nieren zu testen.
Das war ein richtiges Desaster, weil die Coaches einfach nicht so getickt haben wie wir. Am Schluss wollten sie uns sogar sagen, wie wir unser Unternehmen zu führen hätten. Da sind wir wirklich zunächst gescheitert. Das war nicht ein einziger Fail, sondern eine ganze Phase, bei der wir uns am Anfang extrem schwer getan haben zu wachsen. Wir hatten keinen gegenseitigen Fit mit den Coaches und haben deswegen auch keine Stabilität ins Unternehmen bekommen. Aber auch das ist ein Teil der Gründungsstory von scale up.
7. Was ist die Philosophie von scale up?
Wir verstehen scale up als Bewegung: als scale up Movement. Die Grundidee einer Bewegung ist, dass man am Anfang Menschen braucht, die diese anschieben. In unserem Fall waren das Nikolai und ich. Eine Bewegung wird aber erst dann zur Bewegung, wenn andere ihr folgen. Jetzt haben wir erste Follower: Kunden- und Coaching-seitig sowie intern.
Ich glaube genau das ist die Entstehungsgeschichte von scale up. Wir wollen eine scale up Bewegung daraus werden lassen. Wir wissen, dass wir die ersten Funken seien können – wir können das aber niemals alleine. Die Bewegung wird erst zur Bewegung, wenn viele Lust haben, ein Teil der Bewegung sein. Wir glauben fest an das Sog- und nicht an das Druck-Prinzip. Die Menschen wollen dabei sein, weil sie wollen, und nicht, weil sie müssen. Das setzt eine ganz andere Energie frei.
Das ist Teil unserer Geschichte und unserer Zukunft. Wir wollen eine Community aufbauen, die dieses Mindset hat. Die auf der Welt etwas bewegen wollen. Die sich vernetzen wollen, um in ihrem Tun von und miteinander zu lernen und sich austauschen. Wir glauben daran, dass wir mit dem scale up Movement im europäischen Raum dazu beitragen können, dass dieser Standort für die Zukunft attraktiv bleibt bzw. gemacht wird.
8. Was macht scale up in deinen Augen so besonders?
Für mich persönlich ist scale up die Erfüllung meines eigenen Purposes. Ich habe einen eigenen Purpose, welcher aus drei Teilen besteht:
„Ich bin der fröhliche Funke, der Zuversicht schenkt und Veränderung möglich macht.“
Das sind drei Komponenten, die mich sehr stark antreiben. Ich möchte derjenige sein, der positive Energie versprüht, der Hoffnung und Zuversicht schenkt. Denn Veränderung braucht Mut und Anschub. Menschen wollen ans Team glauben und ich möchte der sein, der andere Menschen dabei unterstützt und bestärkt. Ich möchte Veränderung möglich machen. Ich möchte Menschen mit Dingen versorgen, damit sie sich verändern können. Das „Wollen“ müssen sie selber entscheiden. Ich möchte aber derjenige sein, der sie dabei unterstützt, wenn sie das auch wollen.
Diesen inneren Antrieb jeden Tag leben zu dürfen, das macht scale up für mich so besonders. Ich habe quasi mein Hobby zum Beruf gemacht.
Ein herzliches Danke an Ralph für das Interview!